Sicherheit beim Ausgehen - wie sicher ist das Wiener Nachtleben?

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Fortgehen wien

Nachtleben: Übergriffe und Diskriminierung

Die Vienna Club Commission (VCC) hat eine Online-Umfrage zum Thema "Sicherheit im Wiener Nachtleben" von 1. März bis 17. April diesen Jahres durchgeführt. Zentrales Anliegen der Umfrage war, "einen Status quo zur Sicherheitssituation in Wiener Clubs für das Publikum und für alle Personen, die im Club- und Veranstaltungskontext beschäftigt oder beruflich tätig sind, zu erheben", so die VCC. Über 2.000 Personen haben an der Befragung teilgenommen.

Die Ergebnisse wurden nun am Donnerstag beim Wave Vienna Festival präsentiert - und weisen auf einige Missstände hin.

Die zentrale Frage lautete "Wie sicher fühlst du dich im Wiener Nachtleben?". Auf einer Skala von 1 bis 10 (wobei 10 als “sehr sicher” galt) haben rund 60 Prozent aller Befragten ihr Sicherheitsgefühl mit 7 oder höher bewertet, 22 Prozent hingegen mit 4 oder weniger.

Starke Unterschiede

Zwischen den Geschlechtern besteht ein großer Unterschied in der Sicherheitsfrage, wie die Ergebnisse zeigen. Denn: Das Sicherheitsgefühl sowie erfahrene Diskriminierungen "hängen stark von unterschiedlichen Merkmalen wie Geschlecht, Identifikation als Weiß oder POC/BIPoC oder sexueller Orientierung ab", fasst die VCC zusammen.

Während etwa jeder siebte der befragten Cis-Männer mit Unsicherheit im Nachtleben konfrontiert wäre, seien es bei den Cis-Frauen beinahe jede dritte. Im Falle von transsexuellen, fluid, queeren, und nicht-binären Personen liege der Wert sogar bei 37,5 Prozent, so die Studie.

In Hinblick auf die Identifikation der Befragten hätten vor allem PoC/BIPoC-Personen (Schwarze, Indigene und People of Color) mit rund 37 Prozent ein unsicheres Gefühl im Wiener Nachtleben. Mehr als 40 Prozent gaben zudem an, bereits eine Diskriminierungserfahrung im Nachtleben gemacht zu haben  - im Vergleich zu jenen 25 Prozent der Befragten, die sich als Weiß identifizieren. 

Mängel bei Sicherheit im Nachteben

Die Umfrage fasst zusammen: 65 Prozent aller Befragten hätten zumindest einmal persönlich Diskriminierung, Belästigung oder einen Übergriff beim Fortgehen erlebt. Insgesamt haben sogar rund 25 Prozent der Befragten angegeben, dass sie regelmäßig bzw. gelegentlich davon betroffen sind, beschreibt die VCC. Von sämtlichen Befragten hätten außerdem mehr als drei Viertel bereits sexuelle bzw. sexualisierte Belästigung erfahren. Und: Lediglich sieben Prozent aller Befragten gab an, noch nie eine Form von Diskriminierung beim Fortgehen zumindest beobachtet zu haben.

Häufige Fälle von (> 10 Prozent) Diskriminierungen im Nachtleben seien verbale und physische Übergriffe, Diebstähle, Einlassverweigerung, diskriminierende Ignoranz, sexuelle Übergriffe und die unwissentliche Verabreichung von Betäubungsmitteln (beispielsweise K.O. Tropfen), so die Befragung.

Kontakte in Österreich für Hilfestellungen

Nummer Polizei: 133 oder 112
SMS Polizei: 0800 / 133 133 (auch Notruf für Gehörlose)

Bundesverband der Gewaltschutzzentren: 0800 / 700-217
Frauenhelpline: 0800 / 222 555
Frauenhäuserzu den Frauenhäusern Österreich

Handlungsbedarf

"Wie gehen wir in Zukunft damit um?" fragt die VCC nun Präsentation der Umfrageergebnisse. " Wir dürfen nicht aufhören, es anzusprechen, wenn uns oder anderen Unrecht getan wird. Wir müssen uns letztendlich immer den Vorsatz vor Augen halten: Ich behandle mein Gegenüber auf Augenhöhe, mit Respekt und Wertschätzung. Vor allem im Club und auf Veranstaltungen, weil das für viele Personen Zufluchtsorte der Nacht sind, um dem Alltag zu entfliehen”, appelliert Martina Brunner, Geschäftsführung der Vienna Club Commission.

Die VCC hat zudem eine Checkliste für soziale Nachhaltigkeit für Club-Betreiber:innen und Veranstalter:innen erstellt. Außerdem würden aktuell Workshops erarbeitet werden, um Beschäftigte im Nachtleben auf Fälle von Diskriminierung besser zu schulen und vorzubereiten. Künftig wolle man außerdem mit der Awareness-Kampagne "Ich bin dein Rettungsanker" der Stadt Wien zusammenarbeiten.

Nachlesen: Den gesamten Bericht zur Befragung kann man direkt hier herunterladen.

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