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Konzerte

Die Band, die nicht altert: Scooter live in Wien

"Now that we have almost reached our zenith, we take you to another dimension. Thirty, rough and dirty!": Die für Scooter-Verhältnisse fast schon ausschweifenden Lyrics des Songs "Thirty, Rough And Dirty" sind Programm. Denn die deutschen Techno-Legenden feiern heuer 30. Bandjubiläum. Das Trio, bestehend aus H. P. Baxxter, Marc Blou und Jay Frog, scheint nicht zu jenen Menschen zu gehören, die ihren Geburtstag lieber verschweigen. Auch ihre gleichnamige Tour, mit der sie am 12. April in der Wiener Stadthalle gastieren, ist dem stolzen Jubiläum gewidmet.

30 Jahre im Zeichen des Techno

Doch was ist dieses je ne sais quoi, das für die lange und erfolgreiche Bandgeschichte gesorgt hat und immer noch sorgt? Zumal spielt das Trio damals wie heute in ausverkauften Hallen und verlässt sich dabei nicht nur auf die altbekannten Hits wie "Hyper Hyper" oder "How Much Is the Fish?". Immer nur das Repertoire von 1993 bis 2000 zu spielen wäre ihnen zu langweilig, verriet Frontmann Baxxter, der im bürgerlichen Namen Hans Peter Geerdes heißt, vor einigen Jahren dem "Stern".

Lyrics nur ein großer Spaß?

Kaum eine andere Band spaltet die Geschmäcker so sehr wie Scooter. Und betrachtet man ihr Œuvre oberflächlich, gibt es durchaus Grund zur Skepsis. Hardcore-Techno gemixt mit Trance sowie simple, manchmal sogar komplett absurde Texte sind die Zutaten für einen krachenden Scooter-Song. "I want you back, so clean up the dish!  By the way, how much is the fish?", "Respect to the man in the ice cream van" oder "The sky has changed. Can you smell the sun?" sind Songzeilen, die die Fans zwar aus voller Kehle mitgrölen, neutrale Außenstehende aber nicht selten zu der Frage führen: "Meinen die das wirklich ernst?"

Die Antwort, ablesbar aus der langen Bandgeschichte, lautet: Jein. Baxxter selbst ist der Erste, der in Interviews zugibt, dass er es nicht möge, wenn Leute sich zu ernst nehmen. Die Inspirationen für seine "Lyrik" sammelt der wasserstoffblonde Frontmann in Alltagssituationen. Scooter möchten nicht politisieren, ganz im Gegenteil: "Ich wollte immer vorrangig Spaß haben", wird Baxxter in etwa von der Berliner Zeitung zitiert.

Mit einem Remix begann alles

Wenn es jedoch um die Arbeitsmoral und das musikalische Know-how geht, wird es ganz schnell ernst. Schon damals, anno 1993, war es das erklärte Ziel von Scooter, Techno in den Mainstream zu rücken. Mit ihrem ersten Track "Vallée de Larmes" gelang das zwar nicht gleich, aber schon der zweite Song "Hyper Hyper" landete in den Charts. Was viele nicht wissen: Er ist eine Bearbeitung des Lieds  "Annihilating Rhythm", welcher ebenfalls hektische Sprechgesänge aufwies – zur damaligen Zeit eine große Neuheit im Hardtechno.

Der Remix ist kein Geheimnis, wurde aber von Szeneinsider:innen skeptisch beäugt. Baxxter und die einstigen Bandkollegen erklärten dies mit der Tradition der elektronischen Musik, Bekanntes und Bestehendes neu miteinander zu vermischen. Der Beweis dafür, dass es Scooter nicht darum ging, von Melodien zu profitieren, ohne Namen zu nennen, ist in "Hyper Hyper" selbst verewigt. Darin grüßt Baxxter ganze 31 DJs, indem er nacheinander ihre Künstlernamen aufzählt.

Beständigkeit lohnt sich

Und wie klingen Scooter heute? Verlässlich gleich wie immer, darauf können Fans sich verlassen, ebenso auf eine große Party-Show mit viel Pyro, LED-Effekten und allem, was sonst noch dazugehört. Mit dem aktuellen Album "Open Your Mind And Trousers" (2024) feiert das scheinbar alterslose Trio nun seinen 30er – und hat Spaß wie eh und je an Jahrmarkt-Jingles, Schüttelreimen und hartem Techno. Und wer will ihnen diese Freude verübeln?

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