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Sommer Theater in Österreich

Premiere als Finale: Bregenzer Festspiele gehen zu Ende

Die Bregenzer Festspiele gehen mit einer Musiktheateruraufführung, einer Opernstudiopremiere sowie mit einem Konzert der erstmals veranstalteten Orchesterakademie in die Zielgerade der diesjährigen Saison. "Wir zeigen die komplette Fülle und Vielfalt der Festspiele", freute sich Intendantin Elisabeth Sobotka beim zweiten Pressetag des Festivals am Donnerstag. In der letzten Festivalwoche wird zudem "Madame Butterfly" noch sechs Mal auf der Seebühne gezeigt.

Sobotka strich die Bedeutung der Opernproduktion auf der Seebühne als "Motor und Herz" der Bregenzer Festspiele hervor, erst aufgrund des großen Erfolgs der Seebühnenaufführungen könne man "in den Gesamtbereich des Musiktheaters investieren". Das mache sich aber unglaublich bezahlt, so Sobotka. Gerade die Gesamtheit der Produktionen mache das Festival zu dem, was es ist. Gäbe es nur die Seebühne, so wären die Festspiele nur "halb so spannend, halb so lustig, halb so interessant", sagte die Intendantin. Sie betonte insbesondere, dass im Opernstudio und in der Orchesterakademie junge Künstlerinnen und Künstler zum Zug kommen. So gesehen beendeten die Festspiele ihre Saison "mit einem Blick in die Zukunft".

Das erste Mal Orchesterakademie

Den Start in die letzte Festivalwoche des heurigen Sommers läutet das Abschlusskonzert der ersten Orchesterakademie der Bregenzer Festspiele am Sonntag (14. August, Festspielhaus) ein. 85 Musikerinnen und Musiker zwischen 17 und 27 Jahren, die eine Woche lang gemeinsam probten, geben eine Uraufführung von Herbert Willi sowie Stücke von Joseph Haydn und Dmitri Schostakowitsch zum Besten. Dirigent Daniel Cohen zeigte sich bei einem Einblick in die Orchesterprobe begeistert. Er sprach von einem Entwicklungsprozess, der nur aus Vorwärtsschritten bestehe. Den Musikern, die vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum stammen und die sich per Video bewerben mussten, prophezeite er eine erfolgreiche Zukunft.

Liebesgemetzel: Armida

Joseph Haydns Oper "Armida" kommt im Rahmen der Opernstudio-Schiene am 15. August im Theater am Kornmarkt zu ihrer Premiere. Intendantin Sobotka hat das Opernstudio vor sieben Jahren aus der Taufe gehoben, um jungen Darstellern eine Möglichkeit zu bieten. "Armida" ist nach Gioacchino Rossinis Komischer Oper "Die Italienerin in Algier" bereits die zweite Opernstudio-Produktion, die heuer gezeigt wird. Die für 2021 geplante "Italienerin" hatte im vergangenen Jahr wegen eines Coronafalls kurzfristig abgesagt werden müssen. Regisseur Jörg Lichtstein bekannte, dass sich das Produktionsteam in Bezug auf das Werk um die Zauberin Armida Freiheiten genommen habe. Es sei eine "verblüffende Mischung aus Fantasy-Oper, Historiendrama und Liebesgemetzel", so Lichtstein. Im Zentrum stehe die Schwierigkeit, eine Partnerschaft zu leben. "Auch Armida ist nicht in der Lage, sich ihr Privatleben zurechtzuzaubern", stellte der Regisseur fest. "Armida" sei - obwohl 1783 entstanden - eine "moderne Oper", lobte Jonathan Brandani als Musikalischer Leiter.

Oper neu gedacht: Melencolia

Die letzte Premiere der 76. Bregenzer Festspiele (18. August) bringt eine Uraufführung auf die Werkstattbühne. Komponistin Brigitta Muntendorf und Dramaturg Moritz Lobeck spüren in "Melencolia" der Melancholie nach. Als Ausgangspunkt diente Albrecht Dürers Bild "Melencolia I" (1514). Im Auftragswerk der Bregenzer Festspiele und des Ensemble Modern interagiert die digitale Welt mit der realen. Das Bühnenbild wird dominiert von drei großen Projektionsflächen, es gibt vorproduzierte Filme, andere entstehen live bei der Aufführung. 60 Lautsprecher schaffen eine 3D-Klangwelt. "Es handelt sich dabei um heutiges Musiktheater", sagte Sobotka. "Melencolia" erlaube einen weiten Blick auf alles, "was die Welt im Moment zu bieten hat".

Bregenzer Festspiele zufriedenstellend

Mit dem bisherigen Verlauf der Festspiele zeigte sich die Intendantin sehr zufrieden. "Wir haben sehr, sehr erfolgreiche Produktionen hinter uns", führte sie exemplarisch die Opern "Sibirien" oder "Kapitän Nemos Bibliothek" an. Den Zuschauerzuspruch für "Madame Butterfly" auf der Seebühne erlebe sie als "beglückend", bekannte Sobotka. Denn schließlich setze man in der Inszenierung weniger auf Spektakel als vielmehr auf Ästhetik und die Stärke der Musik. In die letzte Festspielphase geht Sobotka mit einem "sehr guten Gefühl". Nach Abschluss des Festivals werde sie erleichtert sein, und gleichzeitig sei es schwer hinzunehmen, "dass das Zauberreich dann verschwindet", sagte sie.

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