Graz Kulturhauptstadt 2003

© Foto von Julia Solonina auf Unsplash

Was ist los in Graz

Kulturhauptstadt Graz: Erinnerst du dich an diese Orte?

20 Jahre ist es her, dass Graz den Titel “Kulturhauptstadt” tragen durfte. 2003 war dementsprechend ein bedeutendes Jahr für die Infrastruktur, den Tourismus und allen voran für die Grazer Kulturszene. Zahlreiche Neubauten, Renovierungen und architektonische “Spielereien”, die den Charme des Ortes einfangen sollten, veränderten nachträglich das Stadtbild.

Viele der einstigen Neuheiten sind geblieben, manche wurden abgetragen und an einem neuen Platz wieder aufgebaut. Die Stadt Graz blickt heuer in einer Kunsthaus-Gesprächsreihe (“Spekulationen”, von Mai bis Dezember) auf die Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit zurück. Außerdem kommen Auswirkungen, der Nachhall und auch die Zukunftswirkung zur Sprache.

Rückschau ins Jubeljahr

Beteiligt sind natürlich jene Institutionen, die ihr Gründungsdatum auf 2003 datieren. Neben dem Grazer Kunsthaus sind auch das Haus der Architektur, die Helmut List-Halle, das Kindermuseum FRida & freD, das Literaturhaus sowie die Murinsel dabei.

Während es aber in der Gesprächsreihe hauptsächlich um den Blick in die Zukunft geht, wagen wir eine Rückschau auf alle schönen, aber auch etwas absurden Neuerungen. Besonders die Schüler:innen haben ja das damalige, bunte Treiben hautnah miterlebt – zumal der Besuch (fast) aller Kulturhauptstadt-Stätten die Schulausflüge des Jahres 2003 dominierte.

Und sowieso: 90’s-Kids sind bekanntlich sehr empfänglich für einen Nostalgie-Flash:

Schlossberg-Schatten: The Dark Side of the Uhrturm

Der Uhrturm am Grazer Schlossberg ist zweifelsohne das Wahrzeichen der Stadt. Logischerweise musste er deshalb ebenfalls als Referenz für ein Kunstobjekt herhalten. Markus Wilfling, der schon zuvor Schattenobjekte zu alltäglichen Dingen kreiert hatte, entwarf eine dunkle Version des Uhrturms, der prompt neben dem Original aufgestellt wurde.

Und auch, wenn der Zwilling für die dunklen Seiten der Stadtgeschichte stehen sollte, schlossen ihn die Bewohner:innen in ihr Herz. Umso bizarrer ist es, dass der Uhrturm-Schatten 2004 an den Stadtrand “umzog” und zum Wahrzeichen des Shoppingcenter Seiersberg wurde (was er im Übrigen noch heute ist).

Murinsel: Inselobjekt mit Spiegel-Klo

Das muschelförmige Objekt mitten am Fluss wurde vom US-Architekten Vito Acconci entworfen. Bunt beleuchtet und prominent platziert ist die Murinsel tatsächlich immer noch ein beliebter Fotospot. Nur weder als Kulturinstitution, noch als Relax-Spot konnte sich der Schiff-Insel-Hybrid so richtig etablieren.

Ja, das Café mit dem verspiegelten Klo (das Faszinosum aller 2003er-Schulklassen-Besuche) wird weiterhin betrieben. Und auch den Indoor-Kletterturm gibt es noch. Aber fragt man Grazer:innen, wo sie abseits der Lokale und Gastgärten gerne abhängen, ist die Murinsel eher weiter unten auf der Beliebtheitsskala …

Marienlift: Herrengasse aus Marias Augen betrachten

Die goldene Marienstatue blickt schon seit dem 17. Jahrhundert auf die Grazer:innen herab, wenn auch erst seit den 1920er-Jahren auf ihrer heutigen Position. Künstler Richard Kriesche ließ 2003 einen gläsernen Lift neben der Säule aufstellen, damit man sich die Innenstadt aus Augenhöhe der Statue anschauen konnte.

Als Kind hatte der kurzweilige Ausblick auf die Shoppingstraße durchaus seinen Reiz, aber nach einer Fahrt war meist klar, dass man sich wahrscheinlich kein zweites Mal dafür anstellen würde. 2007 wurde der Marienlift nach Hartberg weiter verkauft – unter Protesten des Künstlers, der den Lift lieber an den Hersteller zurückgeben wollte.

CC BY-SA 3.0 AT

© FOSO-ART / Reinhard Sock

Kunsthaus: The friendly alien

Als nachhaltiger Erfolg ist das Kunsthaus zu werten. Denn mit dem organisch-wirkenden Bau wurde nicht nur ein national anerkannter Kunst-Hotspot geschaffen, sondern auch das rechte (damals noch eher unbeliebte Murufer) neu belebt. 

Die britischen Architekten Peter Cook und Colin Fournier hatten damals die Ausschreibung gewonnen und waren sich nicht zu schade, die gusseiserne Konstruktion (das "Eiserne Haus") des Grazer Baumeisters Josef Benedict Withalm in ihren Entwurf einzubeziehen.

Heute ist das Kunsthaus viel mehr als nur ein Museum: Mit dem integrierten Café, das im Laufe der Jahre erweitert wurde, ist das “friendly alien” auch ein kulinarisches Stammlokal der Grazer:innen.

Helmut-List-Halle: Vielseitiger Austragungsort

Ob man es glaubt oder nicht, aber Graz hatte vor der Helmut-List-Halle keinen Konzertsaal, der internationalen Ansprüchen gerecht wurde und gleichzeitig heimische Großevents unterbringen konnte. Somit war der Bau eine Pflicht und Kür zugleich. Gewidmet ist die Mehrzweckhalle dem gleichnamigen Industriellen, der als Initiator des Projekts gilt.

Und auch wenn der Saal kein täglicher Fixpunkt im Leben der Grazer:innen ist, lässt sich an seinem Beispiel der große Einfluss eines “Kulturhauptstadtjahres” auf die Bewohner:innen zeigen. Denn viele von jenen Schüler:innen, die 2003 noch im Sachunterricht über all die neuen Sehenswürdigkeiten Berichte schreiben mussten, feierten später ihren Maturaball in besagter Helmut-List-Halle.

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