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Was ist los in Wien

Erstes Helnwein-Altarbild im Stephansdom enthüllt

Ein Kunstprojekt von Gottfried Helnwein im Wiener Stephansdom: Das sei "nicht selbstverständlich", sagte Dompfarrer Toni Faber am Dienstag bei der Präsentation des ersten von drei Triptycha, die der 75-jährige Künstler für die heurige Fasten- und Osterzeit sowie Pfingsten geschaffen hat. "Es habe ihn immer fasziniert", dass die ganz großen Werke der bildenden Kunst und Architektur "lange Zeit das einzige Mittel waren, mit den Gläubigen zu kommunizieren", betonte Helnwein.

Triptychon mit Lichtinstallation untermalt

"Lange Zeit konnte niemand lesen und schreiben", erläuterte Helnwein, Geschichten mussten durch Bilder und Skulpturen erzählt werden. "Das entspricht auch meiner Intention: Für mich war Kunst immer ein Dialog." Dieser Dialog ziehe sich durch die ganze Geschichte der katholischen Kirche: "Dieser Tradition fühle ich mich zutiefst verbunden. Daher ist es für mich ein ganz besonderer Augenblick, hier jetzt im Stephansdom eine dreiteilige Arbeit zeigen zu können."

Die Tradition des Fastentuches als Verhüllung der Altarbilder wird seit einigen Jahren in St. Stephan von zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen über den ganzen Osterfestkreis ausgedehnt. Die Zeit werde so dafür genutzt, "um in der Sprache der zeitgenössischen Kunst etwas von dem zur Sprache zu bringen, das uns Christen wichtig ist", sagte Faber. Je drei großformatige Triptychon-Darstellungen von Helnwein - auf Leinwand gesprüht, kombiniert mit Lichtinstallation - bringen den Abstieg in das Reich des Todes, die Auferstehung und die Aussendung des Heiligen Geistes zum Ausdruck.

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"Mit Katholizismus sehr vertraut"

Für die Fastenzeit wird in liturgischen Bildtönen vor dem Hochaltar das Antlitz Jesu des Turiner Grabtuchs nach unten gerichtet, auf den beiden seitlichen Kredenzaltären Motive des "Memento mori" (etwa: "bedenke deine Sterblichkeit"), Totenschädel, zu sehen sein. "Ich bin mit der Liturgie, dem Christentum und dem Katholizismus sehr vertraut", betonte Helnwein. Er sei ja römisch-katholisch aufgewachsen, getauft und gefirmt, Jungscharführer und Jesuitenschüler gewesen - und er sehe sich "zutiefst verwurzelt in der österreichischen Kulturgeschichte".

In der Geschichte über das Christentum werde oft angesichts der Verbrechen im Namen Gottes auf die zweite Seite vergessen, "nämlich auch die Förderung der Künste, der Philosophie und der abendländischen Kultur", sagte Helnwein. "Wenn man sich die Geschichte der Bilder in der katholischen Kirche anschaut: Das war jedes Mal zeitgenössische Kunst, aufregend, radikal." Viele der Werke - Helnwein verwies etwa auf Hieronymus Bosch - würden heute einen Shitstorm erzeugen, "weil wir im Zeitalter des 'Woke' vieles nicht mehr aushalten". Anders als etwa Calvinisten oder Puritaner habe sich die katholische Kirche mutig für die Kunst geöffnet.

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Aufrüttelnde Kuntswerke

Auf die Feststellung Fabers, Helnweins Arbeiten würden oft schockieren "und uns aufrütteln", betonte dieser: "Die bedeutenden Kunstwerke, die im Auftrag der katholischen Kirche entstanden sind, haben zu ihrer Zeit immer für Aufregung und Skandale gesorgt." Die Fresken der Sixtinischen Kapelle zum Beispiel seien ein absoluter Schock gewesen, "weil sie nicht der bekannten Ikonografie entsprochen haben". Ein Papst habe diese Entfernen lassen wollen: "Dazu kam es aber nicht, weil ihn der Schlag getroffen hat. Was man als Gottesbeweis betrachten könnte."

Er selbst halte Religion für überaus wichtig für den Menschen, so Helnwein, und er begegne verschiedenen Glaubensüberzeugungen mit Respekt. Auch ein Atheist wie Napoleon oder der homosexuelle und kommunistische Filmemacher Pier Paolo Pasolini hätten die Bedeutung von Kirche und Glauben anerkannt. Und ohne Kunst wäre Religion nicht zu vermitteln.

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