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Weihnachten in Österreich

Warum ich Weihnachten bewusst ohne meinen Partner feiere

“Christmas without you, like a mystery with no clues, like fireworks with no fuse”, sangen Dolly Parton und Kenny Rogers 1984. Dieser Song drückt genau das aus, was ich an Weihnachten empfinde – aber eben nur zum Teil. Denn natürlich vermisse ich meinen Partner, wenn ich an der festlichen Tafel sitze. Trotzdem würde ich nicht auf die Idee komme, das Fest mit ihm gemeinsam zu feiern.

In diesem Widerspruch leben wir schon seit dem Anfang unserer Beziehung. Und für uns ist es die perfekte Lösung – auch, wenn wir dafür immer noch verwirrte Blicke ernten. Wir feiern Weihnachten getrennt: Er bei seiner, ich bei meiner Familie. Ein paar Tage später schließt er mit uns in meiner Heimatstadt auf, um die restlichen freien Tage zusammen zu verbringen.

Während andere Pärchen ihre Feiertage mit logistischer Präzision planen müssen, um die Familien zufrieden zu stellen, gibt es bei uns am 23. das Abschiedsküsschen und eine Ruh’. Natürlich passt unser Weg nicht zu jeder Paarkonstellation: Viele Menschen haben keine Familie, zu der sie an Weihnachten fahren können oder wollen. Deshalb schätzen wir uns umso glücklicher, dass wir an unseren behüteten Traditionen festhalten können.

Einfach wieder Kind sein

Vor allem ich will nämlich am Heiligabend nur eines: Wieder ein Kind sein. Ich will, dass das Fest jedes Jahr genau gleich abläuft. Es soll dasselbe Essen geben, der Baum soll an derselben Stelle stehen und ich lege immer dieselbe Playlist auf. Manche haben mich schon eine "Weihnachtstyrannin" genannt. Mir egal, denn ich weiß, dass meine Familienmitglieder sich unterbewusst auf meine Sturheit stützen. Ich bin der Anti-Grinch und stolz drauf.

Wenn auf die Frage “Und, wie verbringt ihr Weihnachten?” meine Geschichte als Antwort folgt, regnet es natürlich keine offene Kritik. Aber die Reaktion fällt in dieselbe Kategorie, wie wenn man zugibt, als Frau den Heiratsantrag gemacht zu haben: Auch im Jahr 2021 (fast 2022!) stößt das häufig auf Unverständnis. “Christmas without you” – ein unvorstellbares Konzept. Eine selbstauferlegte Geißelung der Liebe! 

Ich übertreibe an dieser Stelle nur minimal. Tatsächlich fällt es vielen GesprächspartnerInnen schwer, mit meiner Antwort klarzukommen. Um wieder Ordnung in die aufgewühlten Gefühle zu bringen, kommt meist die Erwiderung: “Ah okay, aber wenn ihr Kinder habt, macht ihr das sicher nicht mehr.” Kann sein, muss aber nicht.

Mach das, was für dich am besten ist!

Was du brauchst, um gesellschaftliche Konventionen über Bord zu werfen und einfach dein True-Self auszuleben? Eine gesunde Portion Egoismus, Durchsetzungsvermögen und natürlich eine Partnerin/einen Partner, die/der genauso denkt. Dein Leben ist kein Netflix-Weihnachtsfilm mit Happy End unter dem Christbaum! Und es muss auch nicht so sein. Hauptsache, du machst es dir so schön, wie du nur kannst.

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