Wie ist die Arbeit als DJ eigentlich?

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Fortgehen wien

Wie wird man DJ? "Leidenschaft steht an erster Stelle"

Ohne sie gibt es keine Clubkultur: DJs und DJanes geben beim Fortgehen sprichwörtlich den Ton an. Nicht selten wählen wir ein bestimmtes Clubbing aus, um das Sets des/der DJs/DJane zu erleben. Und auch, wenn nicht alle gleich wie Steve Aoki, Tiësto und Co. durch die Welt jetten, erarbeiten sich Discjockeys nicht selten eigene Fan-Communites und Reputationen im Nachtleben.

Aber wie kommt man überhaupt dazu und welche Voraussetzungen und Talente braucht es für eine/n professionelle/n DJ/DJane? Muss man auf alle Musikwünsche reagieren? Und wie lässt man in einem Club die Stimmung hochkochen?

Wir haben mit dem Wiener House- und Tech-House-DJ GarryVee über die Finessen eines Berufs gesprochen, der die Nacht zum Tag macht.

Wann hat sich herausgestellt, dass du beruflich DJ werden möchtest?

Ich habe um 2011 herum als LJ (Lichttechniker) angefangen. Da die LJs in den meisten Fällen neben dem DJ platziert sind, konnte ich so sehr viel sehr schnell lernen. Es hat nicht lang gedauert, bis ich dann zu Beginn des Abends die Warm-Ups spielen dürfte. Musik war stets ein Teil von mir und meinem Leben. In der Schule habe ich immer Mixtapes für die Exkursionen gemacht oder meinen PC zu den Home Partys mitgeschleppt. Eines Tages habe ich mir gesagt: "Was kann eigentlich so Schlimmes passieren, wenn ich mich komplett darauf einlassе?"

Überspitzt gefragt: Kann heutzutage nicht jede/r mit Laptop und Apps ein DJ / eine DJane sein?

Sagen wir es so: Nicht jeder, der eine Pfanne und einen Löffel hat, ist ein Koch! Jede/jeder kann DJ sein, solange die Motivation und die Leidenschaft vorhanden sind.

Ist in der DJ-Szene, so wie in anderen Musikrichtungen, der Männeranteil stark größer? Wie sieht es mit der Anzahl an DJanes in Österreich aus?

Die Szene ist offen für alle. In meinem Umfeld freuen wir uns, wenn eine DJane oder sogar ein DJane-Duo dabei ist. Österreich hat einige DJanes, die beachtliche Erfolge feiern und große Bühnen bespielen, sowohl national als auch international.

Du arbeitest nachts, wenn andere feiern. Wie sieht dein Alltag aus, und wie lässt sich der Beruf mit Privatleben vereinbaren?

Mein Alltag besteht mehr oder weniger aus: Yoga, Sport und Haushalt. Dann mache ich mir eine Kanne Kaffee und fange an, neue Musik zu suchen und neue Sachen auszuprobieren. Wenn ich an dem Tag einen Gig habe, versuche ich, bereits am Nachmittag einen kurzen Nap zu machen, um die Batterien aufzuladen.

Welche Eigenschaften muss ein/ professionelle/r DJ / DJane deiner Meinung nach haben?

Leidenschaft für die Musik kommt an erster Stelle. Dann kommt Kreativität, ohne die ist ein DJ bloß eine Jukebox. Man muss konzentriert und konsequent bleiben und viel, viel Geduld haben.

Welche Musikrichtungen legst du in erster Linie auf?

Ich bin ein House/Tech-House DJ. Ich habe aber auch sehr viel Spaß mit Dance, Disco, Funk, Hip-Hop und Afrobeats. Das gibt mir auch sehr viel Raum, um zu experimentieren.

Man hat das Gefühl, dass derzeit überall fast ausschließlich Techno und Hip-Hop in den Clubs und auf Festivals gespielt wird. Wieso scheint die Nachfrage danach jetzt so groß zu sein?

Hip-Hop war, ist und wird immer ein untrennbarer Teil der Nacht-Szene bleiben. Das ist die Musik, die sich bei vielen Generationen eingeprägt hat, ihr Einfluss ist nicht mehr wegzudenken. Ich persönlich gehe auch sehr gerne zu Hip-Hop-Partys und unterstütze meine Hip-Hop-DJ-Kollegen.

Techno wiederum ist ein Sub-Genre der elektronischen Musik, das die Menschen am meisten berührt hat, besonders im deutschsprachigen Raum. Es kommt ursprünglich aus Detroit und landet anschließend 1989 in Berlin. Von dort aus hat sich dieser Underground-Sound schnell sein Mainstream-Publikum und seine Szene gefunden – bis heute.

Welche Musik hörst du selbst am liebsten?

House! Ich bin aber einen Musik-Nomade und höre wirklich alle Genres. In meiner Jugend habe ich neben elektronischer Musik eben auch viel Hip-Hop. Das höre ich heute noch neben House am liebsten. Unter meine All-Time Favoriten sind “Jay-Z – The Black Album”, “Dr.Dre – The Chronic”, “Fabolous – Loso’s Way”, “Cam’ron – Purple Haze” und die UK “The Streets – Original Pirate Material”

Stichwort „Berufskrankheit“: Achtest du privat beim Fortgehen darauf, was der DJ / die DJane macht?

Nicht wirklich. Das ist meine Zeit, um die Musik zu genießen und mit den Menschen zu reden. Quasi, um die andere Seite zu spüren.

Was machst du, wenn du merkst, dass die Menge nicht so richtig tanzen/abgehen möchte? Und wie oft nimmst du Musikwünsche entgegen?

Ich probiere verschiedene Sachen aus, bis ich den richtigen Sound finde. Musikwünsche? Never! Unser Job ist es, alle Menschen am Dancefloor glücklich zu machen. Manchmal passt das, was du hören willst, und manchmal eben nicht. Aber am Ende des Tages sind wir die beauftragten Künstler, die den Abend durchtakten.

Was war der schlimmste Musikwunsch, den du je bekommen hast? Bzw. welchen Song würdest du prinzipiell nie spielen?

"Layla". Das werde ich nie spielen.

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