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Kabarett Wien

Zweite Runde für Viktor Gernots Praterbühne: "Neue alte Normalität"

Ab 20. Mai geht die noch recht junge Wiener Praterbühne in ihre zweite Saison. Angesiedelt zwischen Prater Hauptallee, Luftburg und Schweizerhaus werden heuer wieder humoristische und musikalische Acts bis in den Herbst für Unterhaltung sorgen. Das Programm kann sich auch 2022 sehen lassen, bis zu 200 KünstlerInnen werden an rund 140 Spielterminen auf der Open-Air-Bühne stehen.

Betreiber und Namensgeber Viktor Gernot verriet im Interview mit events.at, welche Neuheiten und Änderungen es in der zweiten Runde geben wird, welche Programmhighlights uns 2022 erwarten und wie die "neue alte Normalität" in diesem Jahr bei der Praterbühne aussehen wird.

 

Viktor Gernot im Interview

Wie entstand die Idee für eine neue Freiluftbühne, und wie schwierig war es für dich und dein Team, sie auch in die Tat umzusetzen?

Die Idee wurde im zweiten Lockdown geboren, also im Herbst 2020. Da war bereits klar, dass die kommende Theatersaison sehr zerpflückt sein wird, oder gar nicht stattfinden kann. Im Sommer 2020 startete bereits auf Initiative von Michael Niavarani und Georg Hoanzl das „Theater im Park“, was sehr gut funktioniert hat und wo ich auch selbst spielen durfte. Und bald darauf haben meine Geschäftspartner Harry Diem und Martin Reiter vom Casanova Ideen zu diesem Platz, den es da im Prater gibt, gesponnen und mich gefragt, ob ich Teil und Namensgeber einer neuen Bühne werden möchte.

Und da hast du sofort zugesagt?

Ich hatte es bislang all die Jahre über vermieden, selbst Unternehmer zu werden. Aber bedingt durch die verordnete Arbeitslosigkeit in der Pandemie dachte ich mir: „Worauf warte ich noch?“ Dann habe ich sofort den Nia und den Georg Hoanzl angerufen und ihnen gesagt: „Ich habe vor, im selben Teich wie ihr zu fischen!“ Und die meinten nur: „Wien ist groß genug, tu das.“ Wir waren also davon inspiriert und haben kurzerhand unser eigenes Ding gemacht, auch wenn wir ein bisschen kleiner sind.

Gab es große Hürden dabei?

Ich habe mich vor allem um das Anfragen bei den KünstlerInnen gekümmert. Was ich nicht gemacht habe, waren die ganzen Begehungen mit den Magistraten und die vielen Einreichungen, die haben dankenswerterweise meine Geschäftspartner übernommen. Man muss eine Unzahl an Bedingungen erfüllen, muss sich um die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kümmern, die Abgaben an die AKM, … viele Dinge, um die ich mich als einfacher Künstler nicht gekümmert habe. Ich habe dadurch noch mehr Respekt vor Veranstaltern und Veranstalterinnen gewonnen!

Nun geht es ab 20. Mai in die zweite Ausgabe. Wird es heuer Neuerungen und Änderungen geben, als Fazit nach dem ersten Durchlauf im Vorjahr?

Es wird heuer kein Kindertheater geben, bedingt durch die Spielzeit als Matinee. Wir sind nämlich draufgekommen, dass der Standort zwar ideal für Abendveranstaltungen ist, untertags haben wir aber direkte Sonne. Daher können wir keine Matinees zeigen. Zudem ist Kindertheater eine ganz eigene Welt. Die Motivation war da, aber wir haben schlussendlich entschieden, dass wir das heuer lieber sein lassen.

Welche Highlights im Programm erwarten uns 2022?

Es wird einige Super-Schmankerln geben, ein Highlight etwa sind die Spieltermine von Monika Gruber. Außerdem haben wir heuer die Idee geboren, zwei KünstlerInnen an einem Abend zusammenzulegen, wo jede/r ein eigenes Best-Of bietet, aber auch etwas Gemeinsames. Das wird sicher etwas Besonders, da sie zusammen etwas Neues einüben werden.

Wir werden auch eine Vielzahl an Konzerten haben. Die Praterbühne ist kein Hotspot für sehr harte, laute Rockmusik. Dafür wird es aber viele österreichische Bands geben.

Wie kam die neue Bühne beim Publikum in ihrer ersten Ausgabe an?

Wir hatten im letzten Jahr über 35.000 ZuseherInnen, das wäre auch für heuer das ambitionierte Ziel. Das ist fast Wiener Neustadt! (lacht) Und ich bin sehr dankbar, denn die Auswahl und die Konkurrenz ist natürlich da, viele Spielorte, Festivals, Großkonzerte im Sommer, …

Warum sollten die Leute also unbedingt zur Praterbühne kommen?

Wir wollen uns mit unserem ganz eigenen Charme und der unverwechselbaren Kulisse etablieren. Denn wenn man abends dort sitzt und die Bäume und die Lichter vom Prater im Hintergrund hat, bekommt man einen „Einmillionen-Dollar-Blick“, wie ich immer sage. Ich bin sehr froh, dass wir dieses Platzerl gefunden haben!

Besonders freuen wir uns, dass die Pandemie-Kontrollmechanismen wegfallen. Im vergangenen Jahr mussten die Leute einen Test mitbringen, es gab Abstände bei den Sitzen, Maskenpflicht beim Aufstehen, … Heuer haben wir allem Anschein nach eine „neue alte Normalität“!

Wie kam die Idee auf, Kabarett und Musik im Programm zu mischen?

Das kommt zum einen durch die Ausrichtung im Casanova, zum anderen hängt das wohl auch mit meiner Persönlichkeit zusammen. Ich bin gelernter Musiker, bei all meinen Kabarettprogrammen sind auch Songs dabei. Für mich als Kulturkonsument ist das auch eine der spannendsten Geschichten. Für Musiktheater-Aufführungen oder klassische Ensembles gibt es viele andere schöne Plätze, unsere Bühne ist für Kabarett, Kleinkunst und Konzerte da.

Apropos: Du wirst selbst auch auf der Praterbühne stehen, etwa mit deinem neuen Programm „Schiefliegen“. Worauf können wir uns da freuen?

Auf alltägliches Schiefliegen, auf das Scheitern, auf das Eingestehen von Fehlern. Dass man entlarvt wird in Zeiten wie diesen, in denen die Oberg’scheiten immer mehr Glaubwürdigkeit verlieren, weil jedes Schulkind sofort nachgooglen kann, dass da grad ein Blödsinn gesagt wurde. Auch werde ich mich diesmal bei der Songauswahl – für meine Verhältnisse! – sehr modern präsentieren. Normalerweise bewege ich mich gerne in den 50er bis 70er-Jahren, diesmal gibt es sogar Lieder aus den Zehner- oder Zwanzigerjahren. Ich arbeite mich diesmal zum Beispiel am Josh. ab, oder an Seiler und Speer, vielleicht auch an bisschen an Alle Achtung. Natürlich in allem Respekt, denn ich finde es sehr schön, dass der Austropop in seinem neuen Gewand aktuell so eine große Breitenwirkung hat.

Stichwort Musik: Derzeit kann man dich noch singenderweise in der Volksoper beim „La Cage Aux Folles“ sehen. Werden wir dich nach dieser Produktion künftig öfter auf Musical- und Theaterbühnen erleben?

(lacht) Nichts ist unterschrieben! Ich kokettiere oft damit, es ist schließlich mein erlernter Beruf und ich mach das wirklich gerne. Es war sehr herausfordernd, weil ich schon seit Jahren kein Musical mehr gemacht habe. Aber es macht natürlich einen unheimlichen Spaß, wenn du ein 45-köpfiges Orchester unter dir sitzen hast und dir am Ende über tausend Leute stehende Ovationen klatschen – das ist Bundesliga! Außergewöhnlicher gehts nicht! Ich habe mir wieder bewiesen, dass ich auch in so einem inszenierten Stück mitwirken und mich entfalten kann. Aber eigenproduzierte Geschichten werden nach wie vor mein Hauptaugenmerk bleiben.

Viktor Gernot's Praterbühne

Wo?: Prater 121, 1020 Wien
Tel.: 0664 233 73 30
Mail: [email protected]

Das komplette Programm sowie Tickets gibt es hier.

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